Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Unterausschuss für Verbraucherschutz des Niedersächsischen Landtags besuchten am 24. Januar 2024 das ATB. In den gemeinsamen Gesprächen und einem Rundgang über das ATB Gelände informierten sich die Parlamentarier über aktuelle Forschungsfragen und zukünftige Herausforderungen der Landwirtschaft.
Eine gemeinsame Zukunft der Potsdamer und Osnabrücker Region – Diese Vision stellten Prof. Dr. Barbara Sturm (ATB) und Prof. Dr. Tim Römer (Universität Osnabrück) den Niedersächsischen Parlamentariern bei Ihrem Besuch am ATB vor. Betraut mit den Themen Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verschafften sie sich einen Überblick über das ATB und seine Forschung für eine nachhaltige Bioökonomie.
Mit der Einrichtung des Graduiertenkollegs Joint Lab Künstliche Intelligenz & Data Science sowie der Kooperation im Rahmen des Leibniz-Innovationshof für nachhaltige Bioökonomie (InnoHof) Vorhabens haben das ATB und die Universität Osnabrück bereits wichtige Grundsteine für eine fruchtbare und dauerhafte Zusammenarbeit gelegt. Um diese zu verstetigen, beide Regionen national und international weiter zu stärken und den Transfer aus der Forschung in die Praxis zu fördern, zielen ATB und die Universität Osnabrück darauf ab, ein Netzwerk aus möglichst starken Partnern aus Forschung, Industrie und Landwirtschaft aufzubauen. Hierzu zählen bereits jetzt:
- das Leibniz-Institut für Gemüse und Zierpflanzenbau e.V. in Großbeeren
- die Hochschule Osnabrück
- das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) Osnabrück
- das Agrotech Valley Forum e.V. und dessen Mitglieder
„Die Transformation unserer Landwirtschaft und unseres Wirtschaftssystems hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie hängen davon ab, wie gut wir unterschiedliche Anforderungen zusammenbringen. Dazu zählen Fragen rund um Recht, Technik, Daten aus der Landwirtschaft, Klimaschutz und -anpassung und natürlich die Wirtschaftlichkeit von landwirtschaftlichen Betrieben. Um das alles auf Systemebene zusammenzudenken und die Expertisen der Partner zusammenzubringen, dafür möchten wir gern dauerhaft eine ATB-Außenstelle in Osnabrück etablieren“, brachte es Prof. Dr. Sturm zum Abschluss ihres Vortrags auf den Punkt.
Von der exzellenten Forschung und der einzigartigen Infrastruktur konnten sich die Abgeordneten beim anschließenden Rundgang an ausgewählten Stationen überzeugen. Gern nutzten sie die Gelegenheit, um mit den ATB-Wissenschaftler*innen in den Austausch rund um die Themen Zukunft des Pflanzenbaus, Klimaschutzstrategien in der Landwirtschaft und One Health – Mensch, Tier und Umwelt: gemeinsam gesund! zu gehen.
Prof. Dr. Thomas Amon, Abteilungsleiter Sensorik und Modellierung, und sein Team stellten im Windkanal des ATB Forschungsprojekte aus dem Bereich Tierwohl-Umwelt-Wechselwirkungen vor. Die Arbeiten thematisieren Fragen zum Tierwohl und dessen störungsarme Erfassung durch Sensoren sowie die Erforschung verbesserter Haltungsumgebungen von Nutztieren, wie Rindern, Schweinen und Geflügel. Vor allem die Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung der vielfältigen Daten, sowie entsprechende, bezahlbare Messtechniken wurden besprochen.
Zur Digitalisierung in der Landwirtschaft und KI, präsentierten Prof. Dr.-Ing. Cornelia Weltzien, Leiterin der Abteilung Agromechatronik, und ihre Kollegen aktuelle Arbeiten des ATB. Am Beispiel des Projekts weed-AI-seek wurde z.B. über Möglichkeiten zur Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln gesprochen. Durch selbsterzeugtes Bildmaterial sollen Drohnenaufnahmen mittels KI einen selektiven und teilflächenspezifischen Herbizideinsatz ermöglichen. Betont wurde, dass in der Forschung so Möglichkeiten und Grenzen ausgetestet werden können, um mögliche Anwendungen für die Zukunft zu definieren.
Dr. Thomas Hoffmann, Leiter der Abteilung Systemverfahrenstechnik, demonstrierte Wertschöpfungspotentiale verschiedener Faserpflanzen und die Transferaufgaben der Wissenschaftler*innen von der erkenntnisorientierten Forschung bis hin zur Anwendung. Forschungsergebnisse und langjährige praktische Erfahrungen mit Faserpflanzenarten wie Hanf und Leinen, aber auch Nessel oder Hopfen werden derzeit in sieben Projekten am ATB genutzt, um die Verwertung von sich natürlich ausbreitenden Pflanzenarten, wie Rohrkolben und Seggen, auf wiedervernässten Niedermoorstandorten zu erproben. Eine wichtige Aufgabe für den Klimaschutz und die Möglichkeit einer fortgesetzten Wertschöpfung auf diesen Flächen für die Landwirte.
„Der regelmäßige Austausch mit Politik und Praxis sowie die Zusammenarbeit von Industrie und landwirtschaftlichen Betrieben in einem ko-kreativen Prozess ist für uns als Forschungsinstitut von enormer Bedeutung, um die aktuellen Herausforderungen und Bedarfe zu erkennen. Darauf aufbauend entwickeln wir Zielbilder und Visionen, die wir in standortangepasste technische Lösungen übersetzen wollen. Die gestrigen Gespräche waren sehr interessant und motivierend für mich und alle Beteiligten“, fasst Prof. Dr. Sturm den gemeinsamen Austausch zusammen.