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11. Juni 2012

Reduzierte Stickstoffdüngung besser für das Klima als eine Ausdehnung des Energiepflanzenanbaus

Zu diesem Schluss kommt eine soeben im Fachblatt "Mitigation and Adaptation Strategies for Global Change" erschienene Studie deutscher und dänischer Wissenschaftler. Bei nur begrenzt verfügbaren Ackerflächen müssen weiterhin ausreichend Lebens- und Futtermittel produziert werden. Erhöhte Stickstoffdüngung kann durch die erzielten Mehrerträge Flächen freisetzen, die für den Energiepflanzenanbau genutzt werden könnten - allerdings lassen sich die mit der Bioenergieproduktion angestrebten Treibhausgasminderungen dann kaum mehr erreichen.

Der Anbau von Energiepflanzen wie Mais oder Raps auf landwirtschaftlichen Nutzflächen kann zur Minderung von Treibhausgasen beitragen, insbesondere durch die damit verbundene Substitution fossiler Energieträger. Auf den ersten Blick scheint eine Ausdehnung des Energiepflanzenanbaus sinnvoll. Allerdings müssen bei insgesamt begrenzt verfügbaren Ackerflächen auch künftig Lebens- und Futtermittel in ausreichender Menge produziert werden.

Können eine höhere Stickstoffdüngung und die damit verbundene Freisetzung von Flächen für die Produktion von Bioenergie dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu vermeiden?

Dieser Frage gingen Wissenschaftler des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der dänischen Aarhus University in einer Studie auf Basis von Langzeitversuchen in Deutschland und Dänemark nach. Die Wissenschaftler stellen in ihrer Studie eine Methode vor, mit der sich die Wirkungen der Stickstoffdüngung auf die Treibhausgasemissionen berechnen lassen. Das Modell berücksichtigt Emissionen, die bei der Herstellung von Stickstoffdüngern entstehen, Lachgasemissionen aus dem Boden in Folge der Düngung sowie die Bindung von Kohlenstoff im Boden. "Die so errechneten Emissionen beziehen wir auf die Fläche, die durch die Ertragssteigerung nach einer erhöhten Stickstoffdüngung frei wird. Dies ermöglicht uns eine Bewertung der Treibhausgasminderung durch den Anbau von Energiepflanzen", beschreibt Projektleiter Dr. Andreas Meyer-Aurich vom ATB die Methode.

Die Untersuchungen zeigen, dass auf der Basis der stickstoffinduzierten Emissionen eine Intensivierung des Ackerbaus zur Bereitstellung von Flächen für Energiepflanzen nur dann gerechtfertigt ist, wenn die Bioenergieproduktion eine Treibhausgasvermeidung in der Größenordnung von 9 bis 15 Tonnen CO2 pro Hektar bewirkt. Dies wird in Deutschland und Dänemark mit der derzeit praktizierten Produktion von Bioenergie nur in Ausnahmefällen erreicht. Politische Maßnahmen zur Reduzierung des Stickstoffdüngereinsatzes, wie in Dänemark etabliert, sind demnach effektiver als eine Ausdehnung der Bioenergieproduktion.

Die Studie wurde mit Forschungsmitteln der OECD und des dänischen Landwirtschaftsministeriums gefördert. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift "Mitigation and Adaptation Strategies for Global Change" online veröffentlicht: DOI:10.1007/s11027-012-9399-x

Meyer-Aurich, A.; Olesen, J.; Prochnow, A.; Brunsch, R. (2012): Greenhouse gas mitigation with scarce land: The potential contribution of increased nitrogen input.

[PDF]

Kontakt:
Dr. Andreas Meyer-Aurich, ATB
Koordinator des Forschungsprogramms „Bewertung des Technikeinsatzes in Agrarsystemen“

Helene Foltan, ATB
Presse und Öffentlichkeitsarbeit